Ich befand mich auf dem Friedhof und war bei Anthony´s Grab gewesen. Nun kniete ich allerdings schon fast eine Stunde bei einem anderen Grab. Es war ein Kindergrab...darauf lagen ein Blumenstrauß und ein Teddybär. Auf dem schwarzen Grabstein stand in goldener Schrift Grace Durch ein Liebe entstanden und eine Hochzeit gestorben. Auf ewig wirst du in den Herzen deiner Eltern sein. Ruhe in Frieden. Ich kniete weinend vor dem Grab und schluchzte immer wieder "Grace...meine arme kleine Grace." Es tat nach all diesen Jahren immer noch so unglaublich doll weh. Niemand außer mir wusste noch von ihr...alle anderen, die es wussten waren tot. Ich dachte jeden Tag an meine Kleine. Sie war mir genommen worden, damit ich Ricardo heiratete. Ich musste gerade wieder stärker weinen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich sah nach oben und blickte in Ricardo´s Gesicht. "Was...was willst...du hier?"
Ich stand auf. "Trotzdem weißt du nicht genug. Ich erklärs dir zuhause." Ich wandte mich wieder dem Grab zu. "Bis bald meine Kleine." Wir machten uns auf den Heimweg...dort setzten wir uns auf die Couch. "Grace...sie war vor unserer Hochzeit. Meine Eltern hatten mir damals gesagt, dass ich nicht Anthony, sondern dich heiraten sollte. Ich hatte mich geweigert, da Anthony und ich in zwei Wochen geheiratet hätten. Schließlich hab ich ihnen von der Schwangerschaft erzählt. Das war der größte Fehler meines Lebens. Ich war ja schon im 4. Monat, obwohl man kaum etwas sah. Mein Vater ist ausgerastet...aber meine Mutter war seltsam ruhig. Sie hat mir einen Tag später einen Tee gebracht und als ich ihn getrunken hatte, schlief ich ein. Sie hatte ein Narkosemittel rein geschüttet. Als ich aufgewacht bin, hatte ich Bauchschmerzen und fühlte mich...so leer. Ich legte meine Hand auf meinen Bauch und spürte nur einen Verband. Meine Eltern kamen freudestrahlend ins Zimmer und meine Mutter sagte mir, dass sie den "Schandfleck" beseitigt hätten. Als sie das gesagt hat hab ich aufgehört zu leben...ich hab nur noch existiert. Ich hab mir jeden Tag den Tod gewünscht, aber dann musste ich dich heiraten. Meine Eltern hatten allen erzählt, dass ich es mit dem Blinddarm gehabt hätte. Meine kleine Grace hatten sie aber zu Anthony bringen lassen. Er hat sie beerdigen lassen. Seit dem trauer ich um meine Kleine...und es tut immer noch so weh wie damals."
"Deine Eltern waren einfach widerlich. So was....macht man niemals. Wir haben ja unserem Anthony auch nicht seinen Sohn genommen, auch wenn er von Mary-Ann war." Ich schüttelte mich und umarmte sie ganz innig. "es tut mir...leid. Ich musste dich damals auch heiraten und war verliebt in eine andere."
Es tat gut mal ganz offen mit ihr zu sein. Ich nahm sie mit nach Hause und orderte den Koch an uns was zu kochen. Wir setzten uns gemeinsam und redeten das erste Mal offen und ehrlich.
Es gefiel mir, dass wir so reden konnten und ganz langsam baute ich Vertrauen zu Ricardo auf. "Warum konnten wir uns die ganzen Jahre eigentlich nicht wie Freund verhalten?"
"Sie ist grad ziemlich aktiv. Aber das kann momentan nur ich fühlen." Es waren erst schwache Bewegungen, die immer ein Kribbeln in meinem Bauch auslösten.