"Ich hätte es wissen müssen. Als wir zum Essen da waren stand ein starkes Antidepressivum auf einem Küchenschrank. Vielleicht hätte ich es verhindern können."
"Ich glaube das brauchst du nicht Ziva. Sie will sowieso niemanden sehen. Ich wette Anthony kommt in einer viertel Stunde nach Hause mit dem Ergebnis, dass er nicht zu ihr gelassen wurde." Mir war klar, dass sie niemanden sehen wollte und die Krankenschwestern würden niemanden zu ihr lassen.
"Meinetwegen. Aber wenn du bei ihr bist bleib ruhig und mach ihr keine Vorwürfe. Damit würdest du alles noch verschlimmern. Frag lieber ruhig, warum sie das gemacht hat."
"Okay..." Ich fuhr einfach ins Krankenhaus. Parallel war Dad auf dem Weg zurück. Ich zog mir im Krankenhaus einen Pflegerkittel an. Dann lief ich durch den Flur. Ich trug ein "Praktikant" Schild, das herumlag. Dann ging ich mit meinen Turnschuhen den Weg entlang. Ihr Zimmer war schnell gefunden. Ich huschte hinein. "Misses DiNozzo?"
Ich wollte eigentlich nicht, dass jemand diese zerbrechliche Seite an mir sah. "Du willst wissen warum, oder?" Er nickte. "Hast du ein Ahnung, wie zerstörerisch Einsamkeit sein kann? Ich lebe in einem kalten, goldenen Käfig. Seit genau 15894 Tagen lebe ich in einer einseitigen arrangierten Ehe. Meine Eltern haben mich damals mit Ricardo verheiratet, damit ich mein wildes Wesen ablege. Zuerst hab ich Ricardo gehasst, doch nach fast 2 Monaten hatte ich mich in ihn verliebt. Er war immer kalt und abweisend...er hatte mich dafür gehasst, dass ich seine Frau war. Kannst du dir vorstellen, wie schlimm es ist einen Menschen zu lieben, der einen hasst? Ich weiß, dass er mich seit anfang unserer Ehe betrügt. Wie würde es dir gehen, wenn Ziva das tun würde? In unserem Ehevertrag ist geregelt, dass eine Scheidung nur möglich ist, wenn beide Ehepartner zustimmen. Ricardo würde niemals zustimmen, weil er dann sein Ansehen verlieren würde. Er hat ein einziges Mal mit mir geschlafen...und zwar als er im Vollrausch war. Er zeigt mir jeden Tag wieder, dass ich es nicht wert bin eine DiNozzo zu sein. Er demütigt mich jeden Tag, indem er seine Freizeit mit dem Hausmädchen verbringt. Ricardo hat mir alle meine Freunde genommen. Er hatte mit meiner besten Freundin eine zweijährige Affäre. Der einzige Lichtblick in den ganzen Jahren war dein Vater. Anthony hat mir etwas von meiner Lebensfreude zurückgegeben. Und dann kam deine Mutter und hat mir das einzigste weggenommen, wofür sich mein Leben noch gelohnt hat. Das ist der Grund warum ich sie nicht mag. Du sagst, dass ich prüde bin. Würde das nicht jeder sein, dem es so geht? Warum sollte ich also noch weiterleben? Mein Leben ist vollkommen wertlos. Und jetzt sag mir eins...würdest du sein Leben aushalten?"
Ich sah sie irgendwie geschockt an. Jetzt wurde mir einiges klar. "Nein...würde ich nicht. Aber ich würde mich befreien. Egal wie schwer es ist. Grandpa ist und bleibt ein Arschloch. Aber weißt du, Dad hat doch nur das Richtige gemacht. Er hat es anders gemacht als dein Mann. Er hat Mum aus Liebe geheiratet. Das ist keine Schande für die Familie. Er hat gelernt aus euren Fehlern. Und wir helfen dir. Du ziehst aus und kommst einfach zu uns." Ich nahm ihre Hand. "Wir sorgen dafür, dass dein Leben wieder lebenswert wird."
"Das wäre schön. Vielleicht lernt Ricardo auch etwas daraus. Und vielleicht lernt dieses Flittchen von Hausmädchen mal, was Hausarbeit ist!" Um den ganzen Haushalt hatte ich mich bisher gekümmert. Sie wurde von Ricardo nur eingestellt, weil sie ihm gefällig war und gut aussah. Allerdings war es auch manchmal anders. Manchmal war Ricardo verändert...er war dann unglaublich nett und schenkte mir Zuneigung. Das war allerdings leider nur selten. Ich wusste aber, dass nur Ricardo mir wirklich helfen konnte.
"Solche Weiber gibt es leider immer Grandma. Du siehst gut aus für dein Alter. Vielleicht solltest du mal ein Date haben." Ich sah ihren Blick. "Warum nicht..es ist nie zu spät." Ich umarmte sie einfach mal.
"Nein du weißt es nicht. Keiner kennt die Zukunft und du hast bestimmt noch 10 Jahre zu leben. Mindestens. Also...ich bringe dir bei wie man lebt. Na was hälst du davon?" Ich grinste ermutigend..
"Bleib bitte noch ein paar Minuten da...es gibt da nämlich noch einen Haken. In Ricardo und meinem Ehevertrag ist geregelt, dass ich unmöglich von ihm weg kann. Es gibt eine Klausel, die mir verbietet ihn zu verlassen. Du siehst also, dass ich gefangen bin. Ricardo kann machen was er will." Ich sah traurig weg.
"so was ist gar nicht mehr legal in Amerika Grandma... wir besorgen dir nen guten Anwalt und boxen dich raus." Ich sah ihren Blick. "Wir leben im 21. Jahrhundert..."